Sektkorken-Geschichten

Ich glaube, wir haben zu viele Tiere. Jedenfalls zu viele für unser Haus und Grund.

Ich war mit einer Freundin essen. Ich kam satt und zufrieden und ein bisschen angeschickert wieder.

Kennt ihr dieses Rätsel mit dem Wolf, dem Schaf, dem Kohlkopf, dem Fährmann und dem Boot, in das nur ein Fahrgast passt? Alles muss ans andere Ufer, ohne dass der Wolf das Schaf und das Schaf den Kohlkopf frisst.

Hallo-o! Hier geblieben und weiter gelesen. Das Rätsel könnt ihr später lösen!

Also, bei uns ist das mehr so: die Kaninchen brauchen ihren Gartenfreigang, dürfen den Garten aber auf keinen Fall verlassen, die Menschen-und-alles-andere-hassende Katze muss ab und zu raus und darf den Garten verlassen (aber nur tagsüber) und der Hund braucht zwischen den Gassigängen ab und zu Pippi-Pause im Garten ohne den Garten zu verlassen.

Außerdem ist da dann noch die ich-fürchte-mich-vor-allem-Katze, die im Haus bleiben muss und das eigentlich möchte, es aber hin und wieder vergisst.

Also müssen wir alles raus und rein bringen, ohne dass etwas gejagt oder gar getötet wird und ohne dass etwas ungeplant Haus oder Garten verlässt.

Heute Abend kam ich also nach dem Essen schon etwas spät wieder. Satt, zufrieden und ein bisschen angeschickert. Die Kleine empfing mich fröhlich. „Der Hund muss noch die Pippi-Runde im Garten machen, aber vorher müssen die Ninis (aka Kaninchen; Anm. der Autorin) noch eingesperrt werden.“ Ich zog die Jacke, die ich gerade auf den Bügel gehängt hatte, wieder an,

Die Menschenhasser-Katze sperrte ich in den Flur (sie öffnet nämlich Terrassentür und Fliegengitter-Schiebetür). Dann nahm ich die Taschenlampe und Nini eins hoppelte gleich ins Gehege. Nini zwei folgte, als ich ein paar Mal auf den Boden stampfte. Nini drei blieb bei allem Suchen verschollen.

Nini drei ist berüchtigt und in der ganzen Straße bekannt, da sie jede Möglichkeit zum Ausbruch nutzt, aber auch mittig auf der Straße hoppelnd stets wieder nachhause kommt. Jedenfalls musste ich feststellen, dass das Gartentor nicht fest verschlossen war. Also war davon auszugehen, dass Nini drei (aka Ausbrecher-Kaninchen) wieder mal erfolgreich war.

Die Kleine schnappte sich sofort eine Taschenlampe und durchleuchtete den Vorgarten. Wir riefen und suchten bis mir zu kalt war und ich die anderen beiden einsperren wollte. Und da saß Nini drei im Gehege und mümmelte mit den anderen beiden. Ich rief es erleichtert der Kleinen zu.

Diese ging durch die Haustür rein und lief sofort wieder raus, der Menschenhasserkatze hinterher, die durch die Beine gehuscht war.

Also, es war hektisch. Am Ende hatten wir alle Autos der Nachbarn von unten ausgeleuchtet, fingen die Katze und dafür lief der Hund auf einmal über die Straßen (irgendwie waren wir durcheinander gekommen, welche Türen gerade geöffnet und geschlossen waren).

Zum Glück lief er mir freudig schwanzwedelnd entgegen. Zwar hasst er die Menschenhasser-Katze, aber er hasst uns nicht. Was mich wirklich freute, denn noch ist er nur an der Leine draußen und wir haben noch keinerlei Freilauferfahrung. Aber er rannte nicht vor mir weg, sondern fröhlich wedelnd zu mir hin. Da er noch keine drei Monate bei uns ist, fand ich das ganz wunderbar.

Es war, als wäre unser Haus so winzig und überfüllt, dass wenn man durch die Haustür ein Tier hineinstopft, ein Tier wie ein Sektkorken aus dem Schornstein ploppt.

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2 Gedanken zu “Sektkorken-Geschichten

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